Hochbegabte und hochsensible Kinder in der Einrichtung sind für Erzieher/innen und Lehrer/ Lehrerinnen immer eine Herausforderung und sollten adäquat in die Gruppe/Klasse integriert werden. Die Bedürfnisse der Kinder unterscheiden sich von denen ihrer Peers, daher benötigen sie andere Bedingungen. Bei passenden Forder- und Fördermaßnahmen sind diese Kinder jedoch eine große Bereicherung für jede Gruppe/Klasse.
Nicht selten werden hochbegabte und hochsensible Kinder bei Unterforderung verhaltensauffällig. Jungen neigen häufiger zu sozialen Auffälligkeiten als Mädchen. Mädchen verstecken sich eher und passen sich ihrem sozialen Umfeld an. Sie wirken teils unsicher und trauen sich keine Leistung zu. Hochbegabte haben einen Drang nach Klarheit und Richtigkeit, deshalb stellen einige Hochbegabte Regeln und Autoritäten infrage. Möglicherweise stören sie die Gruppe oder den Unterricht und diskutieren alles aus. Verhaltensweisen wie völliger Rückzug oder psychosomatische Erkrankungen und Entwicklung von Ticks sind ebenfalls mögliche Folgen der Nichtpassung zur Umwelt.
Eine Hochbegabung gilt zunächst als Potenzial. Ob aus diesem Potenzial Leistung entstehen kann, hängt von den verschiedenen Persönlichkeits- und Umweltfaktoren ab. Diese stehen in Wechselwirkung miteinander und beeinflussen sich erheblich.
Um die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder zu begünstigen, bedarf es Forder- und Fördermaßnahmen, die auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Kindes ausgerichtet sind. Das Kind wird dann aufblühen und zu sich selbst finden. Zudem wird sein Selbstwertgefühl gestärkt und es kann Selbstwirksamkeit erlernen. Ziel ist es, die Stärken zu Stärken und die Schwächen zu Schwächen. Die intrinsische Motivation bleibt erhalten.
Merkmale hochbegabter Kinder nach James T. Webb
(Hoch begabte Kinder, Das große Handbuch für Eltern, James T. Webb, Verlag Hans Huber, 1. Auflage 2012)
• Besondere verbale Fähigkeiten
• Außergewöhnlich gutes Gedächtnis
• Ausgeprägte Neugierde
• Breites Interessenspektrum
• Interesse am Experimentieren
• Leidenschaftliche Vorstellungskraft und Kreativität
• Ungewöhnlicher Sinn für Humor
• Verlangen nach Gründen und tieferem Verständnis
• Ungeduld, mit sich und anderen
• Längere Aufmerksamkeitsspanne
• Komplexes Denken
• Auseinandersetzung mit sozialen oder politischen Problemen oder Ungerechtigkeiten
• Sensibilität
• Intensität
• Tagträumen
Es gibt nicht die typische Hochbegabung, sondern viele verschiedene Erscheinungsformen. Daher ist jede Merkmalsliste mit Vorsicht zu behandeln. Abhaken und Aufsummieren funktioniert nicht. Sie ist lediglich als richtungsweisend zu betrachten. Eine Hochbegabung kann nur durch eine Begabungsdiagnostik (IQ-Testung) ermittelt werden.
In einer Gruppe/Klasse von 25 Kindern befinden sich durchschnittlich 4 bis 5 begabte/hochbegabte Kinder.